Oktober 2oo8
Frühherbst
Der Herbst hatte für ihn, anders, als für die meisten anderen Menschen, immer schon etwas faszinierendes an sich gehabt. Größtenteils wurde er als die unangenehmste Zeit des Jahres benannt, da das Wetter unberechenbar und die Tage immer kürzer wurden.
Nur wenige erkennen seine Magie, dachte er, als er Anfang September durch einen der Parks mitten in der Hansestadt wanderte. Er hatte sich den Mantel fest um den Körper gewickelt und trug sogar Schal und Mütze, denn in den frühen Morgenstunden wurde es in seiner nordischen Heimat auch schon zum Sommerende hin sehr kühl. Und doch hatte er in dieser Jahreszeit noch nie eine beißende, gegen ihn gerichtete Kälte empfunden, die klare Luft war ihm sogar stets mehr als heilsam vorgekommen, nach zehrenden Sommermonaten, wie sie es dieses Jahr einmal mehr gewesen waren. Das gelbe und orange Laub unter seinen Füßen raschelte verhalten, war aber noch nicht trocken genug, um das Klacken seiner Absätze auf dem Pflasterweg zu übertönen.
Außer ihm war niemand unterwegs und er fragte sich, wie spät es wohl war. Sein Blick wanderte nachdenklich in den Himmel und enttäuscht stellte er fest, dass er trotz begeisterter Abenteuer- und Wild-West-Literatur noch immer keine Zeit am Sonnenstand abzulesen vermochte. Zudem verhingen schleierhafte Wolken die schwächelnde Lichtquelle, ließen nur einzelne Strahlen vollends hindurchbrechen und machten doch mit ihrer Reflexion volle Tageshelle möglich.
Seufzend zog er die Schiebermütze tiefer in seine Stirn. Ein alt-Herren-Kleidungsstück, aber ein Erbstück. Und noch dazu eines, was ihm hervorragend stand, wie man ihm bestätigt hatte. Grinsend setzte er seinen Weg fort und dachte, dass es doch ganz gut war, in so einer Laune wie seiner niemandem zu begegnen. Passanten hätten ihn mit Sicherheit für verrückt gehalten, oder wenigstens für stockbesoffen, wie er seines unbestimmten Weges wandelte, mal hier, mal dort, mal da und mal deswegen stehen blieb, ins Leere starrte, eine Miene verzog und weiterging. Ein armer Irrer, würden sie denken.
Allerdings hatten ihn die Meinungen anderer noch nie sonderlich gestört. Oder wenigstens hatte er versucht, sie nicht an sich heran zu lassen. So auch diesmal.
Er dachte nicht weiter an andere und genoss die mystische Nuance, die der sonst so unspektakuläre Park im seichten Nebeldunst hinzugewann. Durch ein Loch in der dünnen, grellen Wolkendecke drangen ein paar warme Strahlen und tauchten die Sträucher, die an den Gehweg angrenzten, in ihren weichen Schein. Die feinen Regentröpfchen, die sich in einigen Spinnenweben verfangen hatten, wirkten wie die teuersten, goldenen Colliers. Solche, von denen er als kleiner Junge stets geträumt hatte, seiner Mutter einmal zu schenken.
Er hatte es nie getan... Mit der Zunge zwischen den Lippen streckte er eine Hand aus und musste zusehen, wie das kleine Kunstwerk zerriss und in sich zusammen fiel. Traurig seufzend und sich schuldig fühlend ging er weiter. Nun, mittlerweile hätte sie jedes noch so teure Kettchen ohnehin nicht zu schätzen gewusst. Nicht von ihm, von der schlechteren Hälfte ihrer perfekten Tochter, dem Anhängsel der gefälschten Bilderbuchfamilie. Dem schwarzen Schaf.
Mäh, dachte Bela und bog in einen Pfad ein, der ihn zurück zu seiner Wohnung bringen würde. Er fragte sich still, warum er sich die schönsten Momente immer selbst verdarb.
Die Straße, in der er wohnte, war von einer schimmernden Schicht Regenwassers überzogen, vereinzelt wehten Blätter um seine gemächlichen Schritte. Er hörte, wie Fenster geöffnet, Türen geklappt und Stimmen erhoben wurden. Es schien Leben in die verträumten, ansehnlich restaurierten Altbauten zu kommen, mit deren Kulisse er gleich bei der ersten Wohnungsbesichtigung eine träumerische Zeitreise hatte machen können. Er mochte die Gegend noch immer und auch den fürsorglichen Hausmeister, der stets ein gutes Versteck für seine Ersatzschlüssel fand, falls Bela wieder einmal, wie heute, seinen eigenen vergaß.
War er während seines Spazierganges recht langsam gewesen, erklomm er die Treppen hinauf bis zu seiner Wohnung im Dachgeschoss umso schneller und hielt erst an der Schwelle zu seinem Schlafzimmer inne, hatte gerade Schuhe und Jacke abgestreift und besah sich lächelnd die Szene, die auf seinem Bett stattfand.
Da saß der Grund für seine Probleme und all sein Glück, halbaufrecht, den Rücken an die Wand und eines der Daunenkissen gelehnt, ein dünnes Buch Weltliteratur zwischen den Knien und schien darin gleichzeitig völlig versunken.
Bis zur Hüfte war er ganz nackt und der schwarze Stoff, der ihn sonst umhüllte lies ihn umso heller wirken, obwohl er in der kalten Hälfte des Jahres ohnehin so etwas wie vornehme Blässe annahm. Er hasste sie. Bela fand sie schon immer faszinierend. Faszinierender noch als den Herbst, dachte er verträumt lächelnd. Er hatte immer selbst so aussehen wollen, doch seine Haut gehörte deutlich zu jenen, die von März bis Anfang November den dunklen Teint besaßen, den andere erst nach stundenlangem, tapferem Ausharren in voller Bestrahlung und mit - trotzdem es nicht zu ihrer Figur passte- möglichst wenig Stoff am Körper triumphierend erkämpft hatten. Das mochte ein Zeichen seiner Gesundheit sein, fand allerdings (und das war Bela manchmal fast wichtiger) in keiner Mystik irgendeine Bedeutung. Er empfand sie als langweilig, seine ewige Urlaubsbräune. (Kurz grinste er albern über den Wortwitz.) Letztendlich hatte er nicht umsonst begonnen, seine Haut von Menschen, die etwas davon verstanden, verzieren zu lassen. Mir fehlt ein Tattoo von Jan, fiel ihm ein und er nahm sich vor, dass Studio wohl doch noch diese Woche aufzusuchen, während der Hüne in seinem Bett die Gänsehaut, welche ihn kurz überzog, geflissentlich ignorierte oder gar nicht bemerkte. Wenn sein Blonder ein gutes Buch las war er schon manches Mal im Stande, alles um sich herum auszublenden, auch wenn Bela es geschafft hatte, ihn ab und zu von seiner schwierigen Literatur abzubringen und zum essen und trinken zu überreden. Es behagte ihm nicht, doch er musste eingestehen, dass es Tage gab, an denen Jan keine seiner Gefühlsregungen wahrnahm und las, nur las. Kurz bekam Bela Magenschmerzen und war im Inbegriff, traurig zu werden. Hastig schüttelte er den Kopf einmal. Nicht jetzt. Wieder lies er sich auf das Geschehen vor ihm ein. Eigentlich glich der Anblick eher einem völlig stillstehenden Gemälde, wären nicht die kaum bemerkbaren Bewegungen seiner fein definierten Bauch- und Brustmuskeln, während er atmete, die konzentriert Reihe um Reihe der Buchstaben ertastenden Blicke, der sanfte Tanz, in dem die wirren, graublond verwaschenen Haare sich gelegentlich wogen, wenn erneut frischer Wind zum Fenster herein kam, gegen welchen seine Haut mittlerweile wohl schon resistent geworden war. Ja. Das Bild war viel zu schön, um jetzt traurig zu sein, ob er ihn nun bald verlies oder nicht.
„Wie lange hast du noch vor, da dekorativ rumzustehen?“, sprach´s plötzlich, nicht von seinem Buch aufblickend, als hätte er seit Minuten einfach nur über diese eine Antwort auf das Starren seines Gegenübers nachgedacht. Bela schwieg und schmunzelte. Das war nun mal sein Jan, so wie er jetzt, amüsiert über seine eigene geschickte Lösung, mit der er ihn aus der Trance geweckt hatte, die Braue in die Höhe zog und den dünnen Papierseiten entgegen lächelte. Folgsam schloss Bela die Tür, durchquerte mit ausgewähltem Schritttempo das Zimmer und lies sich schließlich an der Seite seines Riesen nieder. Aus dessen Händen rutschte das Buch in seinen Schoß, als er die Hand hob um einmal warm durch die vom Wind zerzausten Haare zu fahren. Bela fröstelte wohlig, blickte kurz triumphierend auf das Buch hinab und lies sich dann geradewegs nach vorn fallen, wurde von zwei langen Armen und den weichen, warmen Lippen sicher aufgefangen und seufzte. Zufrieden.
„Morgen.“ – Sie verharrten eine Weile so. Die geöffneten Fenster links und rechts des Bettes ließen das Geräusch von leise plätscherndem Nieselregen in die Wohnung, während sie beide schwiegen und nur dem Wetter und dem Atem des anderen lauschten.
Die riesige Tournee des Jahres war schon eine Weile vorbei und doch genoss Bela erst in diesem Moment wieder einmal die wirklich pure Zweisamkeit. Es war auch höchste Eisenbahn dafür, fiel ihm ein. Bald würde der große Blonde wieder weg sein. Live sein. Sie seufzten gleichzeitig, Bela hob den Kopf und sie grinsten sich verknallt an.
Eine der schmalen, länglichen Hände schob sich über den Rücken und Nacken des Kleineren, bis hinauf in seine Haare und begann dort, in zärtlichen, kleinen Kreisen die empfindliche Kopfhaut zu kraulen.
Farin wusste genau, wie sehr Bela diese Zärtlichkeiten mochte und fand es doch immer wieder herzallerliebst, wie sein Kleiner sich etwas einrollte, katzengleich die stoppelige Wange an seiner eigenen, nackten Brust rieb und dabei noch so ganz automatisch schnurrte. Gerade zu hinreißend war für ihn diese Geste der Zuneigung, mit der Bela ihm seine Gefühle ganz ohne Worte mitteilte. Gerade das war es schließlich, was sie beide schon immer irgendwie ausmachte. Kommunikation, die ganz ohne Sprache funktionierte.
Er musste schmunzeln, als sein Katerchen mit vorsichtigen Bissen über seinen Schlüsselbeinen versuchte, die Aufmerksamkeit des Gitarristen auf sich zu lenken. Große, grüne Katzenaugen blickten ihn von unten herauf an, er grinste ein bisschen, halb amüsiert, halb entzückt und strich mit zwei Fingern unter Belas Kinn auf und ab.
„Wo hast du dich eigentlich den ganzen Morgen herum getrieben, mein Hübscher, hm?“
Er säuselte seine Worte in dem verführerischsten Ton, den er zustande brachte und bemerkte selbstzufrieden, dass in die Augen seines Gegenübers ein leises Glimmen trat. Langsam wachsende Gespanntheit, Neugier, ein Hauch Verfallenheit und Sehnsucht, der unterschwellige Glanz, der Erregung verriet. Farin liebte diese Augen, mit denen sein Freund alles schöner sagte, als er es je hätte ausdrücken können, völlig egal, wie viel Poesie er sich noch angelesen hätte. Fast hätte er Belas Antwort verpasst, beim Ertrinken im blaugrünen Meer.
„War spazieren.“, flüsterte der Kleinere unter Schnurren, musste grinsen, als hätte er von vornherein auf Farins skeptisch hochgezogene Augenbraue gewartet.
„Du?.. War irgendwo Schlussverkauf?“
Nun hielt die Hand in den wirren Haaren inne. Bela schmollte, wusste aber nicht genau, warum. Ob es nun eher daran lag, dass sein Freund ihm nicht einmal ein bisschen Poesie zutraute oder viel mehr daran, dass seine Bedürfnisse nach Streicheleinheiten nicht mehr wahrgenommen wurden.
„Ja. Es ist wunderbares Wetter. Ich hätte dich gerne mitgenommen, aber du hast heute ausnahmsweise mal deinen Lauf verschlafen, da konnte ich dich einfach nicht wecken.“
Farin warf einen kurzen Blick auf die Wanduhr. Dann musste er lachen und sah zu, wie Bela dabei ein bisschen auf und ab wippte.
„Wie lieb von dir...“
Die Lippen seines Freundes streiften seine Brust, ein paar warme, trockene Küsse verblieben auf seiner Haut. Bela hatte sich nach wie vor nicht an den beinahe kleinbürgerlichen Alltag seines Freundes gewöhnt. Dass jener seine geregelten Zeiten hatte, zu denen er zu Hause täglich aufstand, joggen ging, aß, arbeitete, las und wieder schlafen ging, hatte den Älteren zu Anfang ihrer Beziehung, oder ihrer neuen Beziehung, oder ihrem neuen und letzten Versuch (wie auch immer), regelrecht schockiert. Er war daran gewöhnt, den Alltag anderer an sich vorbei ziehen zu lassen und doch hatte sein Herz ihn gedrängt, sich ebenfalls – wenigstens in einigen Punkten – an Farin Urlaubs strengen Zeitplan zu halten. Schließlich wollte er jede der freien Minuten, die sein Freund hatte, für sich beanspruchen können. So hatte er schon bald begonnen, Proteste gegen einzelne Punkte auf der Tagesordnung anzumelden, so auch gegen Farins morgendliche Jogging-Runde. Diese war immerhin eine volle Stunde, die Bela mit seinem Liebsten nicht teilte. Trotz aller demonstrativer Morgenmuffeligkeit hatte er sich allerdings nicht gegen den großen Blonden durchsetzen können, der seinen Sport brauchte, wie er sagte. Zumal das liebenswerte, schwarze Monster, dass er Elvis nannte und welches der einzige Hund auf Erden war, zu dem er eine Art Sympathie hegte, stets Farins bestes Argument gewesen war.
Kurz und Gut, schätzte Bela sich an Morgen wie diesen, an denen sein Freund im Bett liegen blieb, obwohl er seinem Plan schon zwei Stunden hinterher hing, mehr als wichtig. Heute schien sein Glückstag zu sein, dachte er sich, denn kurz darauf hörte er ein wohlwollendes Seufzen, dass die Liebkosungen, die er bis auf die ausdefinierten, leicht gespannten Bauchmuskeln ausgeweitet hatte, eindeutig goutierte. Die Hand kraulte wieder. Bela grinste und biss feinfühlig in eine der Brustwarzen, saugte sanft daran. Farins erstes Keuchen war schon begleitet von schwerer gewordenen Regentropfen, die auf die Fensterbänke links und rechts prasselten. Bela fand die Szene so verträumt und erotisch, dass er kurz darüber nachsann, ob er sich in der Realität befand, schnell aber lenkte ihn sein Bauchgefühl ab, welches ihm genau jetzt einen Kuss mit seinem Liebsten ans Herz legte.
Schmunzelnd folgte er, versiegelte die überraschend feuchten Lippen mit den seinen. Weit entfernt rollten Donner über die Dächer, sie beide erschauderten, die schmalen Hände fanden zu Belas Gürtel, nestelten ungeduldig daran, so dass er lachen musste, Farin erfrischt küsste und dann über ihm kniend und endlos langsam seine Jeans die Oberschenkel hinab streifte. Der Blonde lag reglos da und sah so umwerfend aus, dass Bela es ihm auf der Stelle unter tausend Küssen beichten wollte: seine Haare glänzten wie die goldenen Fäden im Park, durch seine sachte geöffneten Lippen stieß er Atem aus, wie der Herbst die letzten sommerlichen Brisen und seine Augen schimmerten grau, noch viel schöner, als das Pflaster auf der Straße unter ihnen.
Überwältigt musste Bela die Augen halb schließen, wollte sich wieder hinab stürzen, doch eine warme Handfläche stoppte ihn, fuhr über die Bündchen der Shorts, den Unterbauch entlang, immer energischer werdend. War er zuerst verwirrt, grinste der Ältere schließlich, als Farins Hand entschlossen seinen Oberkörper hinauf strich, wobei die Druckknöpfe ihre Widerspenstigkeit aufgaben, zur Seite sprangen und ihm freien Blick auf die vertrauten Formen gaben.
Ehe Bela sich versah hatten die entschlossenen, gleichzeitig aber einfach zu sanften Hände seinen Oberkörper entblößt, bei deren Streicheleinheiten er wie immer gedroht hatte, sich zu verlieren. Er sah zu, wie die leicht rauen Fingerkuppen in Kreisen über seine Brust fuhren, seine Brustwarzen umtanzten und lies sich dieses Mal nicht aufhalten, hatte viel zu viel Appetit. Heißhungrig fiel er über den anderen her, hörte, wie jenem ein Lachen entglitt, dass sich in ein Keuchen verwandelte, denn Bela baute sich aus den verschiedenen empfindlichsten Punkten seines Freundes eine ganze Spur, über Brust, Bauch, bis hin zu seinen Lenden. Natürlich ahnte er, welche süßen Qualen er dem anderen damit bereitete, dessen Torso unter seinen Liebkosungen verhalten bebte und dessen Geschmack ihn nur noch durstiger machte. Andererseits hatte Bela es bereits geschafft, hinter einige Fassaden Farins zu blicken, von deren Existenz die meisten Menschen gar nicht erst Notiz nahmen und so wusste er, dass jener mit seiner streng eingehaltenen Neigung zur Kontrolle nur eine Schutzmauer aufrecht erhielt. In Wahrheit verbarg sich in Farin Urlaub sogar ein gewisser Hang zur Unterwürfigkeit und vor allem zur Freude am Schmerz. Oft fragte Bela sich, ob außer ihm überhaupt jemand diese Seite am großen, selbstbewussten Hobbydiktator kennen gelernt hatte, oder ob Farin sich in solcher Weise nur ihm öffnete. Gleichzeitig fand er letzteren Gedanken so anregend, dass er an gar nichts anderes mehr glauben wollte. Zudem spürte er, wie sich der erotisierte, bohrende Blick des Anderen auf ihn fixierte, immer drängender und das Begehren, dass in seinen Lenden pochte erlaubte ihm ohnehin keine weiteren Monologe über den wunderschönen Mann, der unter ihm lag.
Er hörte das leise Wimmern, vergrub die Zähne in der empfindlichen Haut zwischen Bauchnabel und Schoß, lauschte dem raschen Einatmen, dem Stöhnen seines Namens und kostete zufrieden die dünne Schweißschicht auf der weichen Haut der Innenschenkel. Er blickte auf, blitzte ihre Besitzer verschmitzt und gleichzeitig lüstern an, vorbei an der völlig steifen Erektion, behauchte jene, den Augenkontakt haltend, mit hingebungsvollen, feucht-warmen Küssen, genoss das leise schmatzende Geräusch dabei und wie die gespreizten Beine unter seinen Händen erzitterten. Er massierte darüber, streichelte ihn und wusste, dass er Stürme in Farin auslöste, obwohl es von außen wie eine beruhigende Massage aussehen musste. Die bebende Hüfte schob sich bald nach oben und Bela spürte schnurrend, wie die heiße Erregung seinen Hals streifte. Er hatte dominant sein wollen, aber wenn Farin derart entzückend bat, konnte er gar nicht umhin, zu gehorchen. So nahm seine feuchte, heiße Mundhöhle den anderen in sich auf und er begann, ihn nach allen Regeln der Kunst zu verwöhnen.
Gefühlte Stunden lagen sie in dieser Pose, spürte Bela das Gewicht der klammernden Beine um seinen Hals, streichelte er haltgebend über den Körper des anderen, der bald schon den Blick hatte lösen müssen und sich in Schweiß gebadet unter ihm Wand. Der Wind pfiff schon bald durch den ganzen Raum und dicke Regentropfen des frühen Herbstes besprühten die beiden Liebenden immer wieder und vermochten nicht sie abzukühlen. Im Gegenteil. Als Bela schließlich oben aufsaß und die Erektion, die nie so heiß, nie so erfüllend gewesen war, mit eleganten Hüftschwüngen immer wieder tief in sich führte, da erregte es ihn ungemein, wie die Elemente um die beiden herum peitschten, sie mitrissen. Fast ging der doppelte Schrei ihrer Erlösung unter in einem nahen Donnergrollen und als der eine erschöpft auf den Körper des anderen niederfiel, da wurden sie beleuchtet von flackerndem Blitzlicht, dass Bela viel weniger grell erschien, als das des morgendlichen Herbsthimmels.
Augenblicklich wollte er Farin alles sagen, jede Einzelheit, die ihn so faszinierte, an ihm und an seiner liebsten Jahreszeit. Und doch konnte er nicht. Er war sich sicher, es nie so schön in Worte fassen zu können, wie es tatsächlich war. Schließlich lies er sich von dem größeren Körper rollen, sah atemlos zu, wie sein Mann lächelnd die Fensterladen schloss und so die Naturgewalten von ihrer trauten Zweisamkeit ausschloss.
„Ich mag den Herbst.“
„Ja. Ich auch.“