MiKus WortWolkenGewitter
 
WortWolkenGewitter  
  ReinPlatzregen (home)
  Bibliothek
  Archiv
  Goldenes Buch
  Flaschenpost
  Wettervorhersage
Alle Worte (c) MiKu
Es sind heute 12 Besucher (24 Hits) in den WortWolkenbruch geraten.
Vernissage
vom September 2o1o

 

 

VERNISSAGE

 

 

Na, Herr Fotograf, dann erklären sie mir mal das Konzept der Bildreihung.“, forderte Bela in einem nasalen, ein wenig spöttisch anmutenden Tonfall. Nichtsdestotrotz erkannte sein Seelenverwandter in den großen Augen des anderen eine gewisse Neugier, einen Hauch von Begeisterung und, so paradox es war, eine Art Respekt. Er sah zu seiner Ausstellung auf.

 

 

Wissend schob Farin also ganz entspannt die Hände in die Hosentaschen und mit dem Fuß den Türstopper der LUMAS-Galerie zur Seite. Die Tür schwang mehr zu, als sie fiel, und doch hallte ein kurzer Knall von den Backsteinmauern der um die Vormittagszeit eher leer daliegenden Hackeschen Höfe wider.

 

 

Dafür bin ich nicht zuständig. Frag da besser nachher Heike.“

 

 

Unweigerlich ließ er seinen eigenen Blick nun auch durch die Ausstellungsräume schweifen, erinnerte sich daran, mit welchem Enthusiasmus die Galeristin an den bis vor ein paar Tagen noch aalglatt-splitternackten Wänden vorbei geschritten war, offenbar schon mit den perfekten Farb- und Motivspielen für jede von ihnen vor Augen. Für ihn selbst war diese ganze Situation mehr als bizarr. Natürlich fotografierte er für sein Leben gern und irgendwie machte ihn der Gedanke, dass manche Menschen (und seien es nur ein paar fanatische Ärzte-Jünger mit reichen Eltern) sich einige seiner „Werke“ gegen eine Menge bunter Scheine in ihr zu Hause hängen würden, auch stolz. Dennoch verspürte er schon länger eine gewisse Aversion dagegen, all das als künstlerische Leistung wert zu schätzen.

 

 

Heftig, oder? So, eigentlich hab ich hierfür nich gerade viel getan. Ich meine, die Fotos und das Reisen an sich, dass-...“

 

 

Schwungvoll drehte Bela sich zu ihm um, sein federleichter Herbstmantel vom „Designer um die Ecke“ flatterte ein wenig und Farin unterbrach sich selbst. Er verstand.

 

 

Das hat dir Spaß gemacht? Ist dein Hobby? Würdest du nicht als Arbeit betrachten? Oder Kunst?“

 

 

Farin lächelte ihm bemüht zu. Bela schüttelte kurz amüsiert den Kopf, trat zum Fenster der kleinen, edlen Räumlichkeit im schicken Mittelpunkt Berlins und setzte sich so elegant wie leichtfertig auf eines der Holzbretter über den Heizkörpern.

 

 

Hast du dich denn nicht langsam daran gewöhnt, dass du Künstler bist? Manchmal brauchst du echt ganz schön lang, um einfache Sachen zu kapieren, Jan. Oder willst du mir jetzt sagen, dass deine Lieder auch keine Kunst sind, dass in denen auch keine Arbeit steckt?“

 

 

Er machte eine Kunstpause, legte kess den Kopf dabei schief, aber Zeit zu antworten ließ er seinem sonst so schnellzüngigen Freund nicht.

 

 

Sicher, vielleicht sitzt du an einem Stück Musik länger als an einem Stück australischer Steppe auf Fotopapier. Aber trotzdem,“, geradezu oberlehrerhaft verschränkte er die Arme, „trotzdem suchst du Stunden, vielleicht Tage für den perfekten Schnappschuss. Für die perfekte Melodie zermarterst du dir manches mal genau so lang das Hirn... und die Saiten... Sind doch gewisse Parallelen, oder nicht?“

 

 

Langsam durchquerte Farin nun, nach Ende dieser erschreckend logischen Klärung seiner (eigentlich, nur vor Bela natürlich nicht) heimlichen Gewissensbisse, den makellosen Ausstellungsraum. Seine Schritte waren stumm, der polierte Dielenboden taub. Irgendwann setzte er sich auf das zweite Fensterbrett, teilte die Perspektive Belas nachdenklich.

 

 

Dann meinst du, hätte ich mir, wenn überhaupt, schon seit meiner ersten Songs Gedanken machen und meine eigene Anstrengung dabei hinterfragen sollen?! - Aua!“

 

 

Ein Boxhieb hatte ihn unangenehm scharf am Ellbogen getroffen. Bela lehnte im Fensterrahmen, rieb seine Wange leicht an der Kante des kurzen Mauerstückes, welches sie voneinander trennte, seine Lippen waren unzufrieden breit gezogen, seine Augen kritisch.

 

 

Oder du könntest einfach stolz auf dich sein. So zur Abwechslung. Warum hält man dich doch gleich für einen selbstverguckten Egomann?“

 

 

Farin erwiderte seinen Blick nur aus dem Augenwinkel, hatte den Kopf aber schwer ans Fensterkreuz hinter sich gelehnt und grinste ein wenig selbstgefällig.

 

 

Selbstverguckter Egomann?“, fragte er glucksend nach. Er liebte Belas seltsame Wortspiele und Neologismen, zu welchen er sich immer dann verleiten ließ, wenn ihm schon bekannte Worte unpassend erschienen.

 

 

Na, du weißt was ich meine.“

 

 

Klar, wollt's mir nur nochmal selbst auf der Zunge zergehen lassen. Klingt gut.“

 

 

Belas große Augen rollten ein wenig in der „Du nun wieder!“-Art. Dann stand er schwungvoll auf und trat vor Farin. Der leichte Mantel berührte seine Knie federnd. Er zauderte. Das zu-Bela-Aufsehen irritierte und befriedigte ihn gleichzeitig ein wenig.

 

 

Sieh es doch mal so...“, als wollte er sich kurz orientieren blickte Bela sich in der überschaubaren Galerie mit den farbenreichen Fotografien um, breitete dann sogar leicht die Arme aus. Die Ärmel des dunkelrot-schwarz schimmernden Mantels reichten ihm dabei noch immer bis über die Fingerknöchel und das in seinem Gesicht aufkeimende Grinsen entzückte Farin so sehr, dass er sich die niedliche Zahnlücke in der Mitte zurück denken konnte.

 

 

Vielleicht kannst du einfach gar nicht anders. Wie würde es dir wohl gehen, wenn du das hier nicht hättest? Wenn du nicht singen, spielen, schreiben...“, er zählte es ihm an den Fingern ab, was so lehrreich wie herzerfrischend schmeichelhaft war, „nicht fotografieren oder reisen könntest?“

 

 

Platzen würd ick!“, explodierte sofort die Antwort von seinen Lippen. Bela schien damit zufrieden.

 

 

Plötzlich und sehr geschäftig wirkend schob er Farins Knie näher zusammen, lüpfte elegant seinen Mantel und setzte sich auf die eigentlich eher unbequemen Knie des anderen. Der Stoffsaum aus Tweed (außen) und Rohseide (innen) umwand wie von magischer Hand Farins Oberschenkel. „Eben. Du bist mit Kunst in den Adern auf diese Welt gekommen.“, ein Arm schob sich um seinen Nacken, Belas für einen Schlagzeuger ungewöhnlich weiche Fingerkuppen strichen dabei einfühlsam über die leicht vernarbte Haut dort oben, „Manche betrachten es als Gabe oder Talent, Andere eben als Krankheit oder Sucht. Der Name ändert aber nichts daran. Es.ist.da.“

 

 

Bela blickte ihm nun wieder direkt in die Augen. Er mochte das warme Gesicht mit den zarten Fältchen auf der hohen und immer höheren Stirn.

 

 

Manche Leute hassen dich dafür. Und einige lieben dich.“

 

 

Da schmiegte sich die schnabelförmige, aber warme und weiche Nase an Farins graue Schläfe und Bela legte zwei kleine Küsse auf den beim lächeln scheinbar noch höher rutschenden Wangenknochen. Mehr zärtlich als ernsthaft abwehrend raunte der braungraublonde Mann noch:

 

 

Felse... wir dürfen nicht. Nicht mehr.“

 

 

Doch aus Belas Kehle selbst konterte nunmehr ein dunkles Säuseln:

 

 

Das hat uns noch nie davon abgehalten...warum jetzt?“ und machte Farin schwach. Keine Zeit für überflüssige Antworten auf rhetorische Fragen. Schon hatte er den anderen mit seinen langen Armen umwickelt und auf den Dielen der Galerie abgelegt, genau beobachtend, wie sich der feine Stoff des Mantels entknitterte und seine viel zu langen Ärmel nach ihm auszustrecken schien...

 

 

 

Als Farin Urlaub am Abend desselben Tages die LUMAS-Räume erneut betrat und flux umringt war von Pinguinen, Cocktailkleidern und Fanclubjacken, fühlte er sich fast, als würde er nach Hause kommen. Und immer wieder schlich sich auch abseits von Kamerablitzen ein spitzbübisches Lächeln auf seine Lippen, wann immer er hörte, wie eines der vielen paar Füße über die erste und einzige knarzende Diele der ganzen Galerie erschrak.

 

 

Keiner von ihnen ahnte, dass die eigentliche Einweihung Stunden zuvor genau dort unten stattgefunden hatte...

 

 

Wer das ist.  
  .hat Geschichten im Kopf seit sie denken kann.

.schreibt sie nieder seit sie das Alphabet beherrscht.

.veröffentlicht sie seit das WWW den Wald erreichte.

.wartet jetzt mit einer kleinen Bibliothek online auf.

.hofft, dass dir ihre Prosa zusagt und du ihr eine Nachricht hinterlässt ;)
 
SCHNEE VON GESTERN  
  Gut. Vielleicht reicht es nicht, für bestimmte Wettbewerbe. Dann kann ich den Text wenigstens hier veröffentlichen. Wie gefällt euch HörenSagen?  
Sonst irgendwo noch Wetterstationen?  
  Gesicht im Buch DuRöhrst StudentenVerzeichnis  
getippter Text von heute Nacht  
  Martin saß seit Stunden da und starrte. Als er auf dem Weg zum Bus inne gehalten, das Telefon kaum geistesgegenwärtig wieder in die Innentasche seines Sakkos hatte gleiten lassen, war es gerade hell geworden. Jetzt spürte er den Schatten seiner eigenen Nase in seinem Gesicht, so hoch stand die Sonne. Die rundliche Spitze des niedrigen Pfeilers, auf dem er mit seinem über die Jahre immer dicker gewordenen Hintern lehnte, war kalt und ziemlich unbequem. Martin bemerkte das nicht. Er bemerkte auch nicht die alte Frau mit dem kleinen Hund, den 'jungen Mann' ansprach und fragte, ob er Hilfe bräuchte. In der Tat sah Martin vielleicht ein wenig danach aus. Es war einer der ersten Tage in seiner neuen Schale.
Obwohl er sich mittlerweile täglich rasierte, blieb das stoppelige, unausgeschlafene Gefühl in seinem Gesicht hängen. Auch in seinem neuen Leben blieben seine Augen, wie sie waren. Von roten Äderchen durchzogen, blutunterlaufen, ragten sie ein Stück zu weit aus den großen Höhlen hervor.
Er versuchte, regelmäßig seine Nägel zu schneiden, aber sie wurden niemals richtig schön. Er bekam das noch nicht hin, die Linie gerade krumm zu halten.
 
Noch was?  
  Studieren strengt an.  
Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden